Mehr als 70 Interessierte haben sich im September in Bergtheim eingefunden, um über die Verkehrsproblematik an der B19, zwischen Werneck und Unterpleichfeld zu diskutieren. Die Eröffnungsrede wurde vom Vorsitzenden der Bürgerinitiative (BI), Klaus Stuntz gehalten.
Wochen zuvor wurde in einem Zeitungsbericht und von einem Würzburger TV-Sender darüber berichtet, dass durch den sechsspurigen Ausbau der A7, mit einer spürbaren Verkehrsentlastung für die B19 zu rechnen ist.
Diesen Aussagen wurde in der Rede entgegengestellt, dass die Erweiterung der Autobahn frühestens im Jahre 2030 beginnen kann, da die Baumaßnahme im aktuellen Bundesverkehrswegeplan nur im “erweiterten Bedarf mit Planungsrecht” eingestuft ist. Zum sicheren Bau ist es jedoch notwendig im “vordringlichen Bedarf” eingegliedert zu sein. Das bedeutet, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die finanziellen Mittel für den Ausbau bis zum nächsten Bundesverkehrswegeplan, welcher voraussichtlich im Jahre 2030 veröffentlicht werden wird, nicht zur Verfügung stehen werden.
Der Baubeginn kann somit frühestens nach dem Jahre 2030 erfolgen und auch nur dann, wenn die Strecke in den „vordringlichen Bedarf“ hochgestuft wird. Es wird dann abermals 10 oder mehr Jahre dauern, bis die Baumaßnahme komplett fertig sein könnte.
Wir reden also davon, dass in frühestens 20-25 Jahren die mögliche versprochene Entlastung eintritt. Bis zum Jahr 2030 wird ein Zuwachs der Güterverkehrsleistung von 38% gegenüber dem Jahr 2010 prognostiziert.
Ebenso steigt die Quote im allgemeinen Personenverkehr stetig. Aus Sicht der BI ist es nicht seriös den Menschen in den Ortschaften zu versprechen, dass in frühestens 20-25 Jahren eine Verkehrsentlastung eintritt, für die es auch keine Belege gibt.
Es wurden bereits mehrmals an das Bundesverkehrsministerium Schreiben versandt und um seriöse Verkehrsstudien für die Entlastungsbehauptungen gebeten. Bis heute wurde auf diese Fragen nicht eingegangen und man kann daraus nur den Schluss ziehen, dass es Hoffnungen und Mutmaßungen sind, welche hier geäußert werden.
Die Bürgerinitiative hat keinen Beleg für die versprochene und spürbare Entlastung durch den Autobahnausbau! Solche Äußerungen müssen durch anerkannte Verkehrsprognosen belegt werden. Es kann auch nicht von der Bevölkerung erwartet werden, dass abermals Jahrzehnte ins Land ziehen um dann festzustellen, dass der Ausbau doch nicht die gewünschte spürbare entlastende Wirkung gebracht hat.
Um die LKW-Problematik in den Griff zu bekommen, wurde von der BI abermals der Vorschlag vorgebracht, wie der Durchgangsverkehr schnell und spürbar gesenkt werden könnte: Die aktuelle Beschilderung: „Verbot von LKW-Durchgangsverkehr größer 12 Tonnen“, müsste durch ein „Generelles Durchfahrtsverbot für LKW mit dem Zusatzschild: Lieferverkehr frei“ ersetzt werden.
Die aktuelle Beschilderung lässt aufgrund von gesetzlichen Regelungen und Ausnahmebedingungen (75KMRegel), zu viele Lastkraftwagen legal die Strecke zur reinen Durchfahrt nutzen, obwohl die A7 parallel verläuft. Ebenso kann die momentane Beschilderung in den Navigationssystemen nicht angezeigt werden und es erfolgt für den Fahrer kein Hinweis auf ein mögliches Durchfahrtsverbot.
Die Änderung der Beschilderung hätte zur Folge, dass Lastkraftwagen welche die B19 rein zur Durchfahrt nutzen, auf die Autobahn verdrängt werden würden und nur der wirkliche Lieferverkehr die Strecke befahren dürfte. Diese Maßnahme würde eine erhebliche Reduzierung des LKW-Anteils erzeugen und die Polizei könnte aufgrund der klaren Rechtslage auch einfacher die Verstöße ahnden.
Ein weiterer Grund für die werktäglich 800 Lastkraftwagen ist, dass viele Fahrzeugführer irrtümlich der Meinung sind die Strecke nutzen zu dürfen, da eine falsche Auslegung der Regelung zu Grunde liegt. Eine Verkehrsregelung, welche von einem „…Gebiet innerhalb eines Umkreises von 75 km, gerechnet in der Luftlinie vom Mittelpunkt des zu Beginn einer Fahrt ersten Beladeortes des jeweiligen Fahrzeugs…“ spricht, muss in der Praxis auch missverstanden werden.
Zum Beispiel darf Schwerlastverkehr, welcher von Mellrichstadt zum hoch frequentierten Speditionspark nach Kürnach möchte, die gesperrte Strecke nutzen. Ein LKW, der vom 20KM weiter entfernten Meiningen oder von einem noch weiter gelegenen Punkt losfährt, dagegen nicht. Deutschlandweit gibt es zahlreiche Berichte darüber, dass diese Beschilderung nicht den gewünschten Erfolg erzielt und allzu oft zu Fehlinterpretationen führt.
Außerdem müsste bei der aktuellen Beschilderung die Gewichtsbeschränkung auch von 12 Tonnen auf 7,5 Tonnen abgesenkt werden, da auch diese Lastkraftwagen seit geraumer Zeit bemautet werden und selbige zusätzlich die B19 als günstige Ausweichstrecke nutzen.
Ab Juli 2018 wird auf alle Bundesstraßen in Deutschland die LKW-Maut ausgeweitet. Sollte auch diese Maßnahme keine spürbare Entlastung bewirken, muss die Politik endlich handeln und wirksame Regelungen erlassen. Die Nutzung der Strecke durch den Schwerverkehr, wird jedoch aus verschiedensten Gründen auch nach der Einführung dieser flächendeckenden LKW-Maut attraktiv bleiben.
Deshalb geht die Bürgerinitiative von keiner spürbaren Entlastung nach dem benannten Datum aus.
Navigationssysteme in PKW´s und LKW´s stellen ein generelles Problem dar, da bereits bei leicht zähfließenden Verkehr auf den Autobahnen, die Ausweichstrecken angezeigt und leichte Zeitersparnisse bei Nutzung der B19 in Aussicht gestellt werden. Lastkraftwagen, welche eigentlich die Strecke nicht nutzen dürfen, fühlen sich überdies durch Radiodurchsagen privater Sender berechtigt die Ausweichroute zu befahren, obwohl die Polizei die über die B19 führende Bedarfsumleitung nicht offiziell geöffnet hat.
Auch die Herabstufung der Bundesstraße zu einer Staatsstraße wurde in der Rede thematisiert. Die Initiative ist sich sicher, dass eine Umgehungsstraße fast unmöglich ist, solange es sich um eine Bundesstraße handelt. Verschiedene Umstände sind hierfür verantwortlich. Eine Herabstufung wäre auch keine unberechtigte Forderung. Große Teile der B19, welche zwischen Schweinfurt und Meiningen parallel zur A71 verlaufen, sind bereits zu einer Staatsstraße herabgestuft worden.
Ein ähnlicher paralleler Verlauf zur A7, ist auch zwischen Werneck und Unterpleichfeld gegeben und somit vergleichbar. Die Baulast würde vom Bund auf den Freistaat übergehen und im Sonderbaulastverfahren wäre eine Realisierung von Umgehungen möglich.
Letztlich wurde auch über die Sanierung der Ortsdurchfahrten von Unterpleichfeld und Bergtheim berichtet. Vereinzelte Hochbordsteine erhöhen zwar die Sicherheit, allerdings ist auch die Geschwindigkeit innerorts aufgrund des neuen ebenen Fahrbahnbelages eher angestiegen. Es werden weitere zusätzliche Maßnahmen notwendig sein, um die Geschwindigkeit bereits am Ortseingang zu verringern. Der Kreisel vor Bergtheim und die Ampelanlage am Gewerbegebiet in Unterpleichfeld könnten einen dämpfenden Effekt haben.
Allerdings wird sich hierdurch die Anzahl der Fahrzeuge kaum verringern. Auch die von den offiziellen Stellen versprochenen innerörtlichen Verbesserungen für Opferbaum und Eßleben lassen leider weiter auf sich warten.
Enttäuscht zeigte sich die Bürgerinitiative auch darüber, dass sie bei einem jüngst stattgefundenen Gespräch zwischen dem Landrat, den Bürgermeistern von Unterpleichfeld und Bergtheim, sowie Vertretern des staatlichen Bauamtes in Würzburg, in dem es um die Sanierung der Ortsdurchfahrten gegangen ist, ausdrücklich nicht geladen gewesen ist.
Kritische Stimmen hätten die Atmosphäre und die daraus resultierenden Presseberichte wohl gestört und beeinflusst.
Im Anschluss an die Rede hat Robert Wild über die Arbeit der Bürgerinitiative berichtet. Die BI hat sich in den vergangenen Jahren, teilweise auch mehrmals, mit Vertretern von Ministerien, dem Landrat, Lokalpolitikern, den Polizeidienststellen, Herstellern von Navigationssystemen, anderen Bürgerinitiativen und weiteren Personenkreisen getroffen, um über die verschiedensten zugehörigen Themenpunkte zu sprechen.
Ebenfalls wurden zahlreiche Schreiben versandt. Die Mühlen der Bürokratie mahlen jedoch sprichwörtlich sehr langsam und offizielle Stellen lassen immer wieder berechtigte Fragen und Anregungen unbeantwortet.
Erfreulich ist der Umstand, dass auch in diesem Jahr keine Mitgliedsbeiträge erhoben werden müssen, da ausreichend finanzielle Mittel vorhanden sind, um auch im kommenden Jahr die Kosten der Initiative zu decken. Anschließend konnten die anwesenden Bürger Fragen stellen, sowie Kritik äußern.
Zahlreiche Gesprächsthemen wurden erörtert und Verbesserungsvorschläge notiert. Hr. Dr. Imhof von der Bürgerinitiative: „Brummis weg vom Stadtring“ hat in Erinnerung gerufen, dass der Mittlere Ring in Würzburg mit ähnlichen Problemen kämpft und eine gemeinsame durchgehend wirksame Beschilderung für diese Verkehrsachse notwendig ist.
Auch kritische Stimmen wurden gehört, wobei nicht immer ein gemeinsamer Konsens gefunden werden konnte. Peter Wagner und Michael Wild haben hierbei Stellung zu verschiedenen Themenkomplexen genommen und Sachverhalte näher erläutert.
Bei den nächsten Treffen des Arbeitskreises werden diese Themenfelder im Detail besprochen.
Hierzu möchte die Bürgerinitiative alle interessierte Personen herzlich einladen.
Die Termine der Treffen werden auf der Homepage: www.ortsumgehung.info rechtzeitig veröffentlicht.
Die Bürgerinitiative dankte den Anwesenden und allen Bürgern für die Unterstützung in den vergangenen Jahren und hat auch für die Zukunft zahlreiche Aktivitäten angekündigt!